Dr. Silke Beisiegel
Diplom-Restauratorin für Ihre Gemälde, Rahmen und gefassten Holzskulpturen



BeisiegeLOG: Maltechnik & Restaurierung im Detail


Wie sind Gemälde und Skulpturen entstanden und welche Spuren helfen, den Werkprozess zu entschlüsseln? Wie können Kunstwerke erhalten werden?

In meinem Blog gebe ich Einblicke in die kunsttechnologische Forschung sowie in die Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Holzskulpturen. Dabei geht es sowohl um technische Untersuchungen als auch um praktische Herausforderungen.


Die Beiträge beleuchten für Kunstinteressierte Fragen rund um Materialien und deren Verwendung in Kunstwerken sowie deren Erhaltung.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Ergänzend wird für alle, die mehr über das Thema wissen möchten, auf weiterführende Fachliteratur, digitale Publikationen und Datenbanken verwi
esen.

Stilisierte Darstellung des Blicks durch das Mikroskop: runder Auschnitt zeigt Gemäldedetail



Der nächste Beitrag in diesem Blog erscheint voraussichtlich am 14.04.2025.


2025-02-18

Sieht aus, als wäre ein Huhn über das Papier gelaufen…

Bei meinen Recherchen stieß ich auf zwei Herausforderungen, die sich mit etwas Mühe lösen ließen. Zum einen sind historische Handschriften ohne Vorkenntnisse schwer zu entziffern. Zum anderen können Beschriftungen auf Kunstwerken durch verschiedene Umstände unleserlich werden.
Alte Schriften erfordern Übung
Der heutigen Schreibschrift gingen andere Schriften voraus. Die deutsche Kurrentschrift war zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert in verschiedenen Varianten gebräuchlich, die dem ungeübten Leser manches Rätsel aufgeben. Nicht nur die ältere Schrift, sondern auch andere Aspekte der handschriftlichen Texte können eine Herausforderung darstellen: Die Menschen schrieben in Eile und benutzten eine kreative Schreibweise. Außerdem können Buchstaben verblasst oder verschmiert sein oder Teile fehlen. Kurze Passagen sind besonders schwierig, weil ihnen der Sinnzusammenhang fehlt. Der Schwierigkeitsgrad erhöht sich noch bei fremdsprachigen Texten, so fand ich italienische Notizen eines deutschen Künstlers. Selbst wenn der Kontext bekannt ist, wie etwa ein Farbrezept, bedeutet dies nicht, dass die Entzifferung einfach ist. Künstler*innen verwendeten (und verwenden) die unterschiedlichsten Materialien und Begriffe. Ein guter Tipp ist, das Wort selbst zu schreiben, um die Buchstaben leichter zu erkennen. Oder man findet freundliche Hilfe bei erfahrenen Archivar*innen vor Ort.
Hilfsmittel schaffen Klarheit
Um die Geschichte eines Kunstwerks zu verstehen, können vorhandene Beschriftungen helfen. Sie geben Einblick in den Entstehungsprozess und Hinweise für die Provenienzforschung. So finden sich auf vielen Rückseiten von Gemälden und Schmuckrahmen verschiedene handschriftliche Notizen, Stempel und Klebezettel. Sie können von den Kunstschaffenden, den Eigentümer*innen, von Ausstellungen oder Transporten stammen. Manchmal sind die Beschriftungen schwer zu erkennen und mit bildgebenden Verfahren kann die Lesbarkeit verbessert werden. Zum Beispiel konnte ich mit Infrarotreflektografie eine schwarze Inschrift auf dunklem Untergrund deutlicher abbilden.
Blog_titel11.jpg

Silke Beisiegel - 14:17 @ Untersuchung