2025-02-17
Historische Malkästen sind wertvolle Quellen für die kunsttechnologische Forschung. Noch Jahrhunderte später geben sie Aufschluss über die von den Künstler*innen verwendeten Materialien. Ob Pigmentpulver, Aquarellfarben, Ölfarben in Tierblasen oder Metalltuben, Bindemittel oder Malmedien – diese Farbbehälter bieten einen direkten Zugang zu historischen Maltechniken.
Malkästen in Museumssammlungen
Mehrere Sammlungen bewahren gut erhaltene Exemplare auf. Das Victoria & Albert Museum↗ besitzt mehrere Malkästen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter einen Metallkasten mit 17 Blasenfarben aus dem frühen 19. Jahrhundert. Auch das Metropolitan Museum in New York beherbergt einen Malkasten von Helena de Kay↗ aus der Zeit um 1871, der Farbtuben und eine Skizze enthält.
Von der Tierblase zur Metalltube
In Großbritannien scheinen die Tierblasen zur Aufbewahrung von Farben in den 1840er Jahren weitgehend durch faltbare Metalltuben ersetzt worden zu sein. Denn um 1841 meldete John G. Rand sein Patent für Zinntuben an, die bereits ein Jahr später vom Künstlerfarbenhersteller Winsor & Newton↗ mit einem Schraubverschluss versehen wurden.
Während sich die Metalltube in Großbritannien schnell durchsetzte, hielt sich die Tierblase in Deutschland etwas länger. In der 6. Auflage (1882!) von Bouviers Handbuch↗ werden zwar Zinntuben erwähnt, aber die Aufbewahrung von Ölfarben in Tierblasen wird ausführlich beschrieben. Adolf Ehrhardt, Lehrer an der Kunstakademie in Dresden, veröffentlichte ab 1861 die deutsche Übersetzung von Prange, die er mit jeder Auflage des Handbuchs überarbeitete. Auch Hermann Prell, der 1872 sein Studium an der Dresdner Akademie begann, erinnerte sich später:
„Sie hatten ihre Oelfarben noch in Schweinsblasen, die mit einer Nadel angestochen wurden – Tubenfarben waren eine verdächtige Neuerung.“
Literaturauswahl zu historischen Malkästen
Wer sich intensiver mit historischen Malkästen beschäftigen möchte, findet hier eine Auswahl an Publikationen mit weiterführenden Analysen, die online verfügbar sind.
• Lisa Wagner: Fine Art Materials in Vigani’s Cabinet, 1704, of Queens’ College, Cambridge, 2007.
• Erma Hermens, Astrid Kwakernaak, Klaas Jan van den Berg, Muriel Geldof: The Corot Painting Box, in: Art matters, Vol. 1, 2002, pp. 104–121.
• Lynda Karen Skipper, Mark Baron, Natalia Sancho, Mohammad Alkaseem: The Technical Eximation of Nineteenth-Century Artists’ Pigments from John Opie’s Paintbox, in: Studies in Conservation, 2024.
• Barbara Klempan, Marie-Claude Corbeil, Jennifer Poulin, Philip Cook: A Technical and Scientific Study of Two A.Y. Jackson Paintboxes, in: J.CAC, Vol. 34, 2009.
Vielen Dank für die Hinweise: Paul-Bernhard Eipper und Timothy Greening

Silke Beisiegel - 14:32 @ Material und Technik